Rennbericht VLN Lauf 7: 38. OPEL 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen
Samstag, 05.09.2015
Nach unserer ersten Pole Position ein grandioser 2. Platz mit Herzschlagfinale.
Es ist Samstag morgen, die Temperaturen sind in den letzten Tagen um mehr als 15°C gefallen. Jeder der die Eifel kennt weiß, was dies zur Folge haben kann. Temperaturen um die 10°C lassen den Wettergott aufhorchen.
Er spielt gerne, und die Eifel und sein 25km langer Rundkurs gehören zu seiner liebsten Spielwiese.
Es ist ein normaler Rennsamstag, fast, denn es ist der Saisonhöhepunkt der VLN Saison und des TMG GT86 Cup. Das 6 Stunden Rennen.
Und als solcher waren auch entsprechende Teilnehmerzahlen angetreten.
167 Starter füllen das Feld.
Alle Vorbereitungen wurden getroffen, das Auto ist in technischem Topzustand, und die ganze Crew ist hochmotiviert, beste Vorraussetzungen für ein gutes Wochenende.
08:20 Uhr: Das Qualifying
Schwierige Streckenbedingungen erwarteten uns, denn es hatte noch kurz vor dem Zeittraining geregnet. Aufgrund der anscheinend abtrocknenden Strecke ging Kevin Hönscheid mit Slicks als erster auf die Strecke.
Kevin's Eindrücke vom Qualifying:
"Die Bedingungen waren schwierig, es war noch stellenweise nass, aber auf der Sichtungsrunde zu wenig um Regenreifen zu rechtfertigen. Ich ging also auf eine gezeitete Runde als es ab Flugplatz in Strömen begann zu Regnen.
Ich schwamm also vorsichtig zur Box um Regenreifen zu Fassen und ging auf eine weitere gezeitete Runde. Der Regen hatte bereits auf der Runde wieder aufgehört und unsere Jungs an der Box wussten, das es nun ein Fenster von ca. 15 Minuten geben würde, in dem die Strecke ohne
weiteren Regen abtrocknen würde.
Über Funk rief mich mein Vater zum Reifenwechsel auf Slicks an die Box, die Jungs machten einen sehr schnellen Stop und ich verließ die Box wieder um erneut auf eine gezeitete Runde zu gehen.
Ich wusste das es diese Runde klappen muss. Während es bis zum Bereich Flugplatz noch feucht war konnte man danach eine fast trockene Strecke auffinden. Es war DAS Fenster für die eine schnelle Runde, und während nach mir auf der Strecke im wahrsten Sinne die Sintflut kam, konnte ich im fast trockenen eine richtig gute Runde hinlegen.
Schon auf der Auslaufrunde auf dem Weg zur Box begann es wieder stark zu Regnen und es war klar das es nun keine Zeitenverbesserungen mehr geben würde.
In der Box angekommen dann nur ein Kommentar von meinem Vater beim noch ausstehenden Fahrerwechsel. "Pole Position!" "
0,4 Sekunden vor der #534 von Dörr Motorsport, welche sich ein paar 100 Meter hinter uns auf der Strecke befanden konnte Kevin mit einer 10:27,567 min die erste Startposition im Toyota GT 86 Cup und einen beachtlichen 82. Rang im Gesamtklassement herausfahren.
Ausgelassene Freude in der Box! Das ganze Team war sichtlich glücklich über die optimale Ausgangsposition für das Rennen. Dafür gab's auch eine kleine Maus auf's Teambanner. :-)
Das Rennen:
Schwierige Bedingungen erwarteten alle Teams zum Rennstart. Teile der Strecke sind noch nass, andere trocken, teils Regen, teils Sonne. Wunderbares Eifelwetter bei dem man, was die Reifenwahl angeht, im Zweifel nur alles falsch machen konnte.
Kurz vor Schließen der Boxengasse entschieden wir uns auf Slicks in die Startaufstellung zu fahren. Ein kurzer schwall an Sonnenstrahlen sollte uns recht geben, denn es begann abzutrocken.
Oder auch nicht.... denn 5 Minuten später öffneten sich mit schwarzem Himmel wieder die Pforten und wir standen mit nagelneuen unprofilierten Reifen im Wasser der Startaufstellung. Zumindest war man sich nach kurzer Inspektion der anderen Cup Teilnehmer, was die Wahl der Pneus anging, ziemlich einig. Und so sollten alle auf Slicks ins Rennen starten.
Den Start übernahm Wolfgang Hönscheid. Eine schwierige Situation, doch schon in der Aufwärmrunde war klar, es würde abtrocknen.
Die Frage lautete, "wie schnell?" Und das in vielerlei Hinsicht.
Wie schnell würde es abtrocknen? Wie viel Risiko kann man gehen?
Schließlich wollen wir die Zielflagge sehen und nicht innerhalb der ersten Runden von der Bahn Rutschen.
Reger Funkkontakt zwischen Fahrer und Box während der Einführungsrunde. Reifenwechsel auf Regen oder auf Slicks weiterfahren?
Wolfgang entschied sich, auf den Slicks draußen zu bleiben.
Das Rennen begann, hohe Gischt machte es den Fahrern schwer.
Die erste Kurve ist immer ein kritischer Punkt, umso mehr bei diesen Bedingungen. Schon hier mussten wir unseren ersten Platz an die #534 abgeben, eine simple Frage der Risikobereitschaft, denn wir wollten auch in 6h noch dabei sein und in diesen Bedingungen nicht alles riskieren.
Das Feld ist eng beisammen, die ersten finden sich abseits des Asphalts wieder. Ein leichter Quersteher ausgangs der Querspange sollte uns Platz 2 kosten, und somit reihten wir uns hinter der #532 des AMC Sankt Vith auf dem dritten Platz wieder ein.
Eine erste Runde auf Glatteis folgte und Wolfgang konnte den GT unbeschadet in die zweite Runde bringen. Nun begann es abzutrocknen. Jede weitere Runde sollte schneller werden und schon ab der dritten Runde war klar das der Slick die absolut richtige Entscheidung gewesen war.
Hinter uns entbrannte ein hartes Duell zwischen 2 Dörr GT's (#529, #535) und der #533 von Toyota Swiss Racing. Live im TV konnte man den Kontaktsport verfolgen und sehen wie sich die Konkurrenten teilweise bei 200 km/h auf's Gras drückten. Ein Verbremser der #529 am Ende der Start/Ziel Geraden sollte das Rennen für ihn und die #533 vorzeitig beenden.
Eine Runde vor uns ging die #532 zur Box und kam direkt vor uns wieder zurück auf die Strecke. In dem Wetterchaos am Rennanfang hatten wir also einen ganzen Stop Rückstand auf Platz 2 aufgeladen bekommen.
Unbehelligt davon konnte Wolfgang sich nun vorerst Platz 2 auf der Strecke zurückholen und steuerte nach einem fehlerfreien Stint die Box an.
Auftanken und Fahrerwechsel standen auf dem Programm.
Einen reibungslosen Stop später ging nun Kevin auf die Strecke.
Ein Fernduell um Platz 2 begann. Jede Runde kam über Funk die Information über den derzeitigen Stand bezüglich der Abstände nach vorne und nach hinten
.
Runde um Runde konnten wir Zeit gut machen und so waren wir eine Runde vor Ende des Doppelstints eine knappe Minute vor der #532 auf Platz 2 liegend.
Auf der Strecke passierte dann kurioses. "Plötzlich fuhr ich kurz vor Breidscheid auf einen Stau an Fahrzeugen auf, welche ohne offensichtlichen Grund 60 km/hfuhren. Vor mir fuhren ca. 15 Fahrzeuge aller Klassen langsam, ich und alle nachfolgenden Fahrzeuge reihten sich ein. Keine Flaggen oder ähnliches. Niemand wusste was los ist. Ich funkte also die Box an und erkundigte mich, ob es einen Rennabbruch gegeben hätte, doch ich bekam ein klares "Nein!" als Antwort. Ich begann also die langsame Kolonne im Renntempo zu überholen."
Auslöser war ein langsamer BMW 235i Cup, welcher wohl Probleme mit dem Vortrieb hatte. Kein Grund allerdings, nicht einfach daran vorbeizufahren.
"Ich war ziemlich aufgebracht, und das ist freundlich formuliert, über diese Situation. Schließlich hatte Sie uns fast unserern gesamten Vorsprung gekostet."
In der Box mit nun noch 1:40 min Vorsprung angekommen folge neben dem Auftanken ein Reifen- sowie Fahrerwechsel auf Wolfgang. Nun ging es wieder mit direktem Kontakt auf der Strecke weiter im Kampf um Platz 2. Nachdem wir durch den Stop unseren zweiten Platz knapp verloren hatten konnte Wolfgang mit drei schnellen Runden den Vorsprung ausbauen und nach dem 2 Runden später folgenden Stop der Konkurrenz unseren 2. Platz wieder einnehmen.
Einen konstanten und reibungslosen Stint später kommt Wolfgang nun zu unserem letzten Tankstop einschließlich Fahrerwechsel an die Box.
Sein Sohn Kevin übernimmt den an 2. Stelle liegenden GT86 für die letzten Runden des Rennens, in denen es nochmal heiß her gehen sollte.
Die letzten 4 Runden bahnte sich ein direkter kampf um den 2. Platz an.
Kommentar von Kevin Hönscheid:
,,Ich wusste das die Konkurrenz von hinten nahte, doch ich konnte meine Rundenzeiten im direkten Vergleich nicht genau einschätzen, da leider der Funk in den letzten Runden ausgefallen war.
3 Runden vor Schluss konnte ich auf der Boxentafel ein "P3 +5" ablesen und es war klar das hinter mir jemand angeflogen kam. Olivier Muytjens ließ in der #532 auf frischen Reifen nochmal richtig fliegen und kam Stück für Stück näher.
2 1/2 Runden vor Schluss konnte ich Ihn vor der Bergwerkkurve zum ersten mal im Rückspiegel ausmachen. Nun gab es nur noch eins, vollen Angriff.
Da meine Reifen aber mittlerweile von der Renndistanz gezeichnet waren war ein Verteidigen des 2. Platzes keine leichte Aufgabe.
2 runden noch. Olivier war dran an meinem Heck, beide GT's waren am Limit, ein Rutschen hier, Korrekturen da. Eine Flucht nach vorne war leider nicht so einfach da ein BMW 330i vor uns fuhr. Dieser bremste uns in den Kurven aus und auf der geraden kamen wir nicht an Ihm vorbei. Eine ärgerliche Situation, schließlich waren wir eigentlich deutlich schneller!
Kurz vor Klostertal musste ich beim Überholen lassen einiger Cup-Porsche kurz lupfen und wurde sofort aus dem Windschatten heraus überholt. Weiter ging die Hatz, weiterhin blockiert durch den BMW.
Eingangs Brünnchen tat sich für die #532 eine Lücke auf und sie konnte am BMW vorbeischlüpfen.
Es war klar, ich musste schnell mitziehen, sonst sind alle Chancen vertan dranzubleiben. Glücklicherweise konnte ich das Maneuver beim Anbremsen auf den Schwalbenschwanz setzen. Nun waren ca. 100 Meter zwischen uns beiden.
Auf der Grand-Prix Strecke angekommen ein kurzer Blick auf die Uhr,
noch 2:30 min. Das ist die letzte Runde! Jetzt zählt's!
ICh war wieder ganz dicht dran am Eingang der Mercedes-Arena und beim Anbremsen auf die Querspange konnte ich einen leichten Verbremser von Olivier ausnutzen und vorbeiziehen.
Es folgen kilometerlanges fahren im Zentimeter bis Meterabstand.
Wer braucht schon einen Abstandhalteassistent?! ;-)
Beim Anbremsen auf die Bergwerkkurve dann das Maneuver. Ich war zu optimistisch und habe die Tür ein wenig weit offen gelassen.
Die #532 nutze dies sofort und zog vorbei.
Aber wir hatten ja noch eine halbe Runde!
Durch ein Überholen lassen verlor ich einige Meter vor der Hohen Acht, wo so dachte ich, der 2. Platz weg war.
Ein 3er Pack an langsamen Fahrzeugen war mitten in der Hohen Acht.
Die #532 kam ohne Schwungverlust durch, doch ich musste bis in den dritten Gang runter. Zu dem Zeitpunkt war ich bestimmt den ganzen Wippermann von Ihm weg.
Aber Aufgeben war keine Option. Ich musste bis zu Döttinger Höhe nah genug rankommen. Also alles aus Reifen und GT rausgeholt und aufgeschlossen.
Mit viel Risiko durch den Galgenkopf und auf Windschatten hoffen. Und der war lang. Sehr lang.
Ich konnte mich also langsam ransaugen und Ihn kurz vor der Brücke Richtung Tiergarten mit Überschuss überholen.
Wir beide sind dann mit hohem Risiko in die Hohenrain-Schikane gegangen. Anbremsen auf letzter Rille.
Noch einmal rausbeschleunigt und an 2. Stelle mit 0,298 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Nach 6 Stunden!
Erstmal Lichtupe und die erhobene Faust in Richung unserer Crew.
Die ganze Mannschaft war an der Boxenmauer am Jubeln, es war einfach ein geiler Moment. Die besten 2 Runden meiner bisherigen Karriere.
Ein superfaires Duell gegen Olivier Muytjens in der #532.
Pure Freude nach dem Aussteigen, Fotos, Umarmungen, Spaß.
Das haben wir uns verdient! Danke für die perfekten Stops, es kommt eben immer auf jedes Zehntel an. Wir haben heute alle einen optimalen Job abgeliefert. Zum 2. Platz im Cup kommt ein hervorragender 77. Gesamtrang. Darauf können wir verdammt Stolz sein! "
Im Anschluss folgte natürlich noch die SIegerehrung zur Krönung dieses erfolgreichen Tages. Stimmung machen war angesagt.
Zu guter letzt noch ein Blick auf die Tabelle im TMG GT86 Cup.
Dank des 2. Platzes und der Selbsteleminierung der #533 & #529 stehen wir nun wieder an 2. Stelle der Cup-Gesamtwertung mit 11 Punkten Vorsprung
auf Rang 3.
Ein optimales Ergebnis eben.
Wir sehen uns wieder am 03.10. , zum 55. ADAC Rheinoldus-Langstreckenrennen.
Bis dahin,
Euer WH-Motorsport Racing Team!